Bitte nicht unterschätzen: Das Kleinhirn

  • 14.05.2024

Klein aber oho – auf wenig trifft der Ausspruch so sehr zu wie auf das Kleinhirn. Beim Menschen wiegt es gerade mal 150 Gramm und sitzt unauffällig am Hinterkopf, dabei nimmt es eine sehr prominente Funktion ein. Es beinhaltet 80 Prozent der Nervenzellen und ist nicht nur für Motorik und zum Teil für die Kognition zuständig, sondern auch für die Verarbeitung von Emotionen.

Von besonderem Interesse für Prof. Dr. Melanie Mark von der Ruhr-Universität Bochum und ELH-PI Prof. Dr. Dagmar Timmann von der Universität Duisburg-Essen – beide aus dem Sonderforschungsbereich 1280 - ist dabei, ob und wie das Kleinhirn zum Erlernen, aber auch zum Verlernen von Furchtreaktionen beiträgt. Dafür liefern die beiden Wissenschaftlerinnen sowohl am Menschen als auch an Mäusen experimentelle Beweise.

Während Prof. Mark an Mäusen forscht, kommt bei Prof Timmanns Arbeitsgruppe immer wieder der 7 Tesla MRT am ELH zum Einsatz. An mehren Tagen werden dabei Proband*innen mit kleinen Elektroschocks darauf konditioniert, auf bestimmte Signale mit Furcht zu reagieren, und diese dann über die nächsten Tagen wieder zu verlernen. Mithilfe von funktionaler MRT (fMRT) kann dabei veranschaulicht werden, inwiefern das Kleinhirn während dieser Momente aktiv ist. So konnte Prof. Timmann bisher zeigen, dass das Kleinhirn beim Erlernen und Verlernen von Angst eine wichtige Rolle spielt.

Ebenfalls interessant: Bei Kleinhirnerkrankungen wie zum Beispiel der Ataxie benötigten Proband*innen zwar etwas länger zur Furchtkonditionierung, zeigten sich aber nicht so beeinträchtigt wie zuerst erwartet. Die Wissenschaftlerinnen vermuten nun, dass andere Teile des Gehirns einspringen könnten, wenn das Kleinhirn beeinträchtigt ist:

„Das ist evolutionär gewollt. Wenn eine Region ausfällt, bricht nicht direkt der ganze neuronale Kreislauf zusammen. Das heißt nicht, dass das Kleinhirn nicht involviert wäre“, erklären Mark und Timmann.

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Bild: Roberto Schirdewahn